Faszination Landschaft

Landschaft, was ist das eigentlich? Und was daran ist inspirierend?

Eine Landschaft im naturwissenschaftlichen oder landschaftsplanerischen Verständnis kann als Region verstanden werden, die sich als naturräumliche Einheit oder aufgrund des Landschaftsbildes, also anhand der ästhetischen Eigenschaften, abgrenzen lässt. Die Elbtalaue, wo ich derzeit lebe, ist eine Landschaft, welche von dem Fluss Elbe, den Auen und angrenzenden Moränen geprägt ist. Oder die Lüneburger Heide ist eine Landschaft, die sich aus der historischen Nutzung als Kulturlandschaft mit bestimmten Landschafts- und Vegetationsformen herausgebildet hat. Es gibt also nicht nur eine Landschaft, sondern es gibt sehr viele und sehr unterschiedliche Landschaften. Und gerade diese Eigenheit jeder Landschaft ist schon etwas inspirierendes. 

So hat jede Landschaft ganz eigene Elemente, die sie ausmachen. Aber es gibt auch übergeordnete Elemente. Mein Auge bleibt oft an linearen Strukturen wie Wegen, Hecken, Baumreihen oder Waldrändern hängen. Solche Elemente und Strukturen finden sich in vielen unterschiedlichen Landschaften und können helfen, interessante Bildkompositionen zu finden. Ein Weg kann das Auge des Betrachters durch das Bild lenken. Eine vertikale Struktur, wie ein Einzelgehölz oder eine Baumgruppe, kann einen Fokuspunkt darstellen. Gerade Elemente wie Bäume oder Wege finde ich sehr hilfreich, um Perspektive und räumliche Tiefe in ein Bild zu bringen. 

Farben und Licht sind zwei weitere Elemente der Landschaft, die mich immer wieder interessieren. Beides kann man auch nicht wirklich trennen, denn Farbe ist (physikalisch gesehen) nichts anderes als reflektiertes Licht. Und der Lichteinfall hat daher einen enormen Einfluss auf die Farben einer Landschaft. Daher nehmen wir je nach Tageszeit die Landschaft und ihre Farben anders wahr. Teil dessen sind auch Schatten. Auch sie können und sollten bei der Komposition eines (realistischen) Landschaftsbildes Beachtung finden. Sie können ebenfalls optisch durch das Bild führen. Sie können Formen und Elemente des Bildes verbinden, Kontraste bilden (hell/dunkel, warm/kalt) und Ruhezonen sein (negative space!).

Etwas vielleicht nicht ganz so Offensichtliches in Landschaften sind Texturen. Unterschiede in der Oberflächenbeschaffenheit der Landschaft sind vermutlich nicht unbedingt etwas, woran jeder sofort denkt. Aber wenn man es genauer betrachtet, wird es einleuchtend, dass es große Unterschiede zwischen zum Beispiel einem Teich, einer Straße und einem Getreidefeld gibt. Das Wasser spiegelt,  je nach Wind kann es glatt oder wellig sein. Die Textur einer Straße ist rauer, je nach Belag mehr oder weniger, Feuchtigkeit und Fützen können auch hier zu Spiegelungen führen. Ein Getreidefeld ist mehr wie ein großer Teppich, der sich im Jahresverlauf verändert. Im Frühjahr ist es grün und besteht aus weichen, sanft schwingenden Blättern. Im Hochsommer hat es Ähren, wird golden und eher starr. Wenn es abgeerntet ist, dann scheint der Boden zwischen den Stoppeln durch und diese erscheinen wie kurze Borsten. All diese Unterschiede in den Oberflächenstrukturen lassen sich in unterschiedliche visuelle Texturen im gemalten Bild übertragen.

Und all dies vervielfältigt sich noch, wenn wir an die Jahreszeiten denken. Eine Hecke oder ein Baum zum Beispiel haben je nach Jahreszeit eine ganz andere Erscheinung. Eigentlich gibt es also immer etwas zu entdecken, wenn wir draußen in der Landschaft unterwegs sind. Daher kann die Inspiration kaum ausgehen. Und wenn es doch mal langweilig wird, wartet man ein paar Wochen oder man besucht eine andere Landschaft und schon ist alles wieder anders und neu.

Sommerlandschaft

Im Skizzenbuch

Landschaft in Aquarell